Allgemeine Betrachtung
Der Mensch kann in seinem Wohnumfeld auf unterschiedliche Weise mit Schwermetallen in Kontakt treten.
Die wahrscheinlichste und häufigste Art ist die orale Aufnahme über die Nahrung und das Trinkwasser. Wasser ist als Naturprodukt von Ort zu Ort unterschiedlich. Auch die korrosiven Eigenschaften variieren. Alle metallischen Rohrmaterialien können bei ungeeigneter Wasserqualität/Wasserhärte mehr oder weniger stark Metallverbindungen an das Wasser abgeben. Nach aktuellem Kenntnisstand sind Edelstahlinstallationen am „problemärmsten“. Moderne Edelstahlrohre geben in den ersten Wochen Nickel ab. Jedoch nimmt die Nickelkonzentration schnell ab, da auch hier eine Passivierungsschicht aus Oxiden und Kalk die Abgabe an das Wasser stark vermindert. Hilfreich ist die kostenlose Broschüre „Trink was – Trinkwasser aus dem Hahn“ des Umweltbundesamts. Im Zweifel kann das Trinkwasser auf Schwermetalle untersucht werden. Die Bewertung erfolgt nach der deutschen Trinkwasserverordnung.
Eine zweite Möglichkeit ist die Aufnahme über den Hausstaub. In vielen Bauprodukten, aber auch Kleidung werden organische Metallverbindungen verwendet. Diese können sich im Hausstaub anreichern. Viele dieser Verbindungen stehen in begründetem Verdacht, krebserregend zu sein.
Eine dritte Möglichkeit stellen Zahnmetalle dar (siehe: Quecksilber).
Arsen
Arsen spielt eine gewisse Rolle als Begleitelement bzw. Legierungsbestandteil von Blei sowie bei Holzschutzmittelverbindungen und Fungiziden. Der Einsatz ist stark rückläufig. Der Arsen-Gehalt im Trinkwasser ist durch die Trinkwasserverordnung geregelt.
Das Arsensalz Kupferarsenidacetat wurde zur Farbherstellung verwendet (Schweinfurter Grün, das sich im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute). Einige Pilze (Penicillium) sind in der Lage, das Salz in eine organische Arsenverbindung umzuwandeln, die schon in geringen Dosen extrem toxisch ist. In der Altbausanierung und Denkmalpflege spielt dieser Umstand eine gewisse Rolle.
Blei
Blei hat bei langfristiger Aufnahme auch in geringen Mengen eine Bedeutung bei chronischen Beschwerden, da es sich wie andere Schwermetalle im Körper anreichert.
Blei kommt nach wie vor in sehr alten Wasserleitungssystemen vor (meist als unvollständig sanierte Mischinstallation). Werden erhöhte Bleikonzentrationen im Trinkwasser festgestellt, ist eine Quellensuche und der Austausch der Wasserinstallation gemäß Umweltbundesamt dringend empfohlen. Bleivergiftungen sind aber sehr selten. Die Hauptaufnahme kommt in der heutigen Zeit in Deutschland durch die Nahrung zu Stande.
Cadmium
Alte verzinkte Wasserleitungen enthalten in der Verzinkung geringe Mengen Cadmium. Die Abgabe an Cadmium wird durch eine Passivierungsschicht aus Oxiden und Kalk verhindert bzw. eingeschränkt. Wenn aber die Wasserhärte nicht geeignet ist oder geändert wird, kann der Cadmiumgehalt im Trinkwasser auf nach Trinkwasserverordnung unzulässige Werte ansteigen.
Quecksilber
Quecksilber ist ein bei Zimmertemperatur flüssiges Metall. Es verdampft auf Grund seines hohen Dampfdruckes schon bei Zimmertemperatur. Die Giftigkeit war schon im Mittelalter bekannt und dokumentiert. Die Aufnahme erfolgt in erster Linie über die Nahrung (fast 40% durch Fisch) und Zahnmetalle.
Es werden 3 Formen unterschieden:
- Anorganische Quecksilberverbindungen
- Quecksilbersalze
- Organische Quecksilberverbindungen (z.B. Methylquecksilber)
Anorganisches Quecksilber kann bei oraler Aufnahme den Verdauungstrakt weitgehend ungehindert passieren, ohne dass es zu einer Aufnahme in den Körper kommt. Eingeatmet reichert es sich im Körper an und kann zu Nervenschäden, bei hohen Dosen auch zu akuten Symptomen wie Kopfschmerz etc. führen.
Die toxische Wirkung von Quecksilbersalzen wie Quecksilberchlorid ist deutlich höher al bei anorganischen Verbindungen. Es wurde früher für Mord und Selbstmord, aber auch in der Textilverarbeitung genutzt.
Die gesundheitlich relevanteste Form sind organische Quecksilberverbindungen (z.B. Methylquecksilber). Die hohe Fettlöslichkeit kann zu einer fast vollständigen Aufnahme in den Blutkreislauf führen. Mit dem Blut gelangen die Verbindungen in Nervengewebe und das Gehirn und können dort zu teilweise irreparablen Schäden führen. Die Bedeutung von organischen Quecksilberverbindungen im Hinblick auf Zahnmetalle ist bislang nicht eindeutig geklärt. In Amalgamfüllungen liegt Quecksilber in der zunächst weitgehend unproblematischen anorganischen Form vor. Wird es herausgelöst und verschluckt (etwa 14µg/Tag), wird es wieder ausgeschieden. Unklar ist, ob durch die Mundflora, d.h. die Einwirkung von Bakterien im Mund und Verdauungstrakt, die anorganischen Quecksilberverbindungen in organische Verbindungen umgewandelt werden können bzw. unter welchen Umständen dies geschieht.
Während in vielen Ländern der Einsatz von Amalgamverbindungen seit Jahrzehnten verboten ist, „rechtfertigt die unsichere Datenlage in Deutschland kein allgemeines Verbot“. In den USA wurde Amalgam nach einem Verbot als hinzunehmendes Risiko aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingeführt. Berechnet man die Folgekosten aus Umweltschäden, ist Amalgam jedoch nicht das preiswerteste, sondern das teuerste Füllmaterial.
Werden Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren zerbrochen, sind gewisse Vorsichtsmaßnahmen empfohlen (nach den Empfehlungen eines großen Herstellers): Die Scherben sollten nicht berührt werden, die Scherben sind aufzukehren, nicht aufzusaugen (im Staubsauger kann das Quecksilber verdampfen und an die Raumluft abgegeben werden). Die Scherben sind in einem Müllbeutel zu verschließen und aus der Wohnung zu bringen. Intensive Lüftung ist ratsam.
Kupfer
Kupferleitungen sind ebenso nur möglich, wenn die Wasserhärte für eine ausreichende Passivierung sorgt. Dies ist im Zweifel beim jeweiligen Wasserwirtschaftsamt abzufragen.
Zinn
Zinnverbindungen insbesondere organische Zinnverbindungen (Dibutylzinn/Tributylzinn) können aus Kleidung (Farben, Stabilisatoren) oder Flammschutzmitteln an den Hausstaub abgegeben werden.