Was sind elektrische Wechselfelder?
Jeden Ladungsträger umgibt ein elektrisches Feld. Jeden Leiter, der unter (Wechsel)-Spannung steht, umgibt ein elektrisches Wechselfeld. Dieses bildet sich von der Feld ‑quelle (Leiter, Kabel, Elektrogerät etc.) zur Feld ‑senke (Erdung, Baustoffe, geerdete Abschirmungen etc.) aus. Ein Stromfluss durch einen angeschalteten Verbraucher etc. ist für die Ausbildung eines Feldes nicht nötig. Je höher der Spannungsunterschied (Potentialunterschied) zwischen der Feld ‑quelle und der Erdung ist und je näher die Feld ‑quelle an der Feld ‑senke liegt, desto stärker ist das Feld.
Warum ist die Messung sinnvoll?
Wirkt am Schlafplatz ein hohes elektrisches Wechselfeld auf den Körper ein, bewirkt dieses Feld eine Ladungsverschiebung im Körper mit der Frequenz der Wechselspannung. Inwieweit diese Ladungsverschiebung gesundheitlich relevant ist und bei welchen Personengruppen hier eine spürbare Beeinflussung entsteht, ist von wissenschaftlicher Seite bislang nicht geklärt. Subjektiv beobachtet werden Symptome wie schlechter unruhiger Schlaf, mangelnde Erholung etc.
Eine Minimierung der Feldimmission erscheint also sinnvoll. Um wirksame Maßnahmen ergreifen zu können, ist eine Feststellung der vorhandenen Feldsituation nötig, da Maßnahmen besonders im Bereich der elektrischen Wechselfelder auch kontraproduktiv sein können.
Wie wird gemessen?
In der Baubiologie und der baubiologischen Messtechnik unterscheidet man zwischen einer potentialfreien Messung und einer potentialgebundenen Messung.
Potentialfreie Messung
Die potentialfreie Messung dient zur möglichst neutralen Bestimmung der elektrischen Wechselfelder. Veränderungen (Verzerrungen des Feldes) durch Bewohner werden nicht berücksichtigt.
Die potentialfreie Messung wird mit dem sogenannten Würfel durchgeführt. Der Würfel ermittelt die Situation der elektrischen Wechselfelder gleichzeitig in den drei Raumachsen. Das Verfahren ist für eine schlüssige Begutachtung nicht ersetzbar. Insbesondere bei der Überprüfung von Abschirmmaßnahmen ist eine potentialfreie Messung unumgänglich.
(Erd-) potentialgebundene Messungen
Körperspannung
Befindet sich ein Körper in einem elektrischen Wechselfeld, nimmt er die Spannung an, die seiner Lage im Feld entspricht. Dies nennt man das Prinzip der kapazitiven Ankopplung. Bei der Messung der Körperspannung wird der Potentialunterschied zwischen dem Körper und der Erde (Heizkörper etc.) gemessen. Die Messung erfolgt mit einem Multimeter und einer Handsonde. Grundsätzlich kann nicht direkt von der Körperspannung auf die Feldsituation geschlossen werden, da die Körperspannung von der Lage des Körpers im Feld abhängt.
Achtung: Das Messverfahren kann prinzipbedingt nicht zur Kontrolle von Abschirmmaßnahmen verwendet werden!
Damit die Wirkung einer sogenannten Abschirmdecke o.Ä. nachweisen zu wollen, ist blanker Unsinn!
Feldmessung nach TCO-Richtlinie
Die Messung der elektrischen Wechselfelder erfolgt hierbei mit Tellersonden in Anlehnung an die TCO ‑Richtlinie für Bildschirme. Die Feld ‑situation muss bei diesem Verfahren bekannt sein. Da bei der Untersuchung eines Schlafplatzes die örtlichen Gegebenheiten der Feldsituation naturgemäß nicht bekannt sind, ist das Verfahren nur bedingt geeignet, um auf die tatsächliche Exposition der Raumnutzer zu schließen. Das Verfahren eignet sich aber zur Quellensuche.
Was kann ich tun (Sanierung)?
Sanierung
Es gibt eine Vielzahl von Sanierungsmöglichkeiten für elektrische Wechselfelder. Die Palette reicht von Abschirmmaßnahmen (auch geschirmte Kabel) bis zum Abschalten von Stromkreisen durch Netzabkoppler.
Jede Sanierung sollte wohl überlegt sein und durch vorherige Messung auf ihre Tauglichkeit im Einzelfall überprüft werden. Bei elektrischen Wechselfeldern im Raum spielt eine große Anzahl von Einflüssen eine Rolle (Kompensationseffekte etc.), so dass Laien schnell mit der Planung überfordert sind. Werden die elektrischen Wechselfelder nicht vorher gemessen und wird auf gut Glück eine Sanierung durchgeführt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht den gewünschten Erfolg bringt.