Was sind Actinomyceten?
Actinomyceten (Actinomyces – Strahlenpilze) sind „pilzähnliche“ (grampositive) Bakterien, die ein Myzel bilden. Früher war die Unterscheidung nur durch das äußere Erscheinungsbild möglich, inzwischen gibt es bessere Möglichkeiten in der Genetik.
Gattungen sind zum Beispiel Nocardia, Streptomyces und Actinomyces, aber auch so prominente Vertreter wie das Corneybakterium (Diphterie) und Mycobakterium (Tuberkulose, Lepra). Knochenfunde aus dem Pliozän (1,8 bis 5,3 Mio. Jahre a.d.) zeigen Knochenschäden, wie sie von heutigen Weiderindern nach einer Actinomykose bekannt sind. Es ist also davon auszugehen, dass das Problem der Actinomykose auch den Menschen von Anfang an begleitet hat (siehe Schimmelpilze in der Geschichte).
Typische Probleme im klinischen Bereich sind Infektionen nach Operationen, dem Einsetzen von Hüftgelenkprotesen oder Intrauterinpessaren. Infektionen nach Verletzungen mit Kakteenstacheln sind häufig. In der Regel handelt es sich um opportunistische Infektionen, d.h. Infektionen bei einem vorgeschädigten Immunsystem.
Eine besondere Bedeutung kommt dem Umstand zu, dass sich diese myzelbildenden Bakterien über die Luft verbreiten und auch in deutschen Kellern zu finden sind. Insbesondere nach Wasserschäden wird man in Fußbodenaufbauten und Dämmschichten oft fündig.
Wann ist eine Analyse begleitend zur Schimmelanalyse sinnvoll?
Immer wenn die Schimmelanalyse durch eine bestehende Krankheit motiviert ist, ist eine begleitende Analyse auf Bakterien (Actinomyceten) sinnvoll. Eine Bewertung ist zurzeit nur eingeschränkt möglich, da es bislang noch keine validierten Bewertungsrichtlinien gibt. Hier muss mit Empfehlungen gearbeitet werden.
Legionellen
Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien, die sich über Geißeln fortbewegen können. Es existieren über 40 Arten, die gesundheitlich relevanteste ist Legionella pneumophila. Ideale Lebensbedingungen bestehen in einem Temperaturbereich zwischen 30°C und 50°C. Sie leben also in Heizkesseln, Wasserleitungen und Armaturen, aber auch Klimaanlagen und Luftbefeuchtern. Insbesondere selten genutzte Leitungen stellen ein hohes Risiko dar.
Während die Aufnahme über den Magen weitgehend problemlos ist, können Legionellen in der Lunge zu Entzündungen führen. Erst das Einatmen von stark verkeimtem Aerosol kann zu einer Infektion führen. Etwas über 1% der in Krankenhäusern behandelten Lungenentzündungen ist auf Legionellen zurückzuführen. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion hängt von der persönlichen Konstitution, aber auch vom Auftreten anderer Mikroorganismen im Wasser ab (Amöben, die den Legionellen zur Vermehrung dienen). Um eine Verkeimung mit Legionellen zu vermeiden, sollte eine regelmäßige Erwärmung des Trinkwassersystems sichergestellt werden. Die Deutsche Gesellschaft des Gas und Wasserfachs (DVGW) empfiehlt eine Erwärmung auf über 60°C (bzw. 55°C in der Zirkulation).
Luftbefeuchter sollten sehr häufig und regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, die Sinnhaftigkeit des Einsatzes ist im Einzelnen zu prüfen. (Enthält die Luft wenig Verunreinigungen und Schadstoffe, kommt der Mensch mit trockener Luft meist gut zurecht!)